Wie die Zeit vergeht. Ist es wirklich schon acht Jahre her, seit Lostprophets ihren Überflieger START SOMETHING auf die Menschheit losließen? Mit WEAPONS erscheint nun sogar schon das fünfte Album der walisischen Vorzeige-Rockband. Zehn neue Songs mit einer Gesamtspielzeit von knackigen 45 Minuten kommen über den Kanal in deutsche Lande und wieder einmal dürfte es schwer werden sich der extremen Eingängigkeit ihrer Songs zu entziehen, ganz gleich ob man diese nun schätzt oder nicht.
Mit „If You Bring a Gun“ machen Lostprophets schon mit dem Opener eine für sie typische Punktlandung.Der Song erschließt sich sofort und würde auch ein Publikum innerhalb einer Minute zum Mitsingen bringen, das den Song noch nie gehört hat. Schwer zu sagen, ob diese Tatsache nun eine Tugend ist oder nicht, aber ein mehr als formidabler Opener des Albums ist das schon. Mit dem folgenden „Bring Em Down“ schließt sich die erste und sicher nicht letzte Single des Albums an. Hier ziehen die Lostprophets gekonnt alle Register – ein nahezu perfekter Song seiner Art mit dem die Band ihr ungebrochenes und unwiderstehliches Gespür für Melodien und chartkompatible Spannungsbögen unter Beweis stellt. Großer Stadionrock, überhaupt keine Frage. „Better off Dead“ bedient sich in der Strophe etwas an den weniger gelungenen Rapeinlagen Linkin Parks – führt den Spannungsbogen aber gekonnt weiter was im gleichen Maße für die Ballade „Somedays“ gilt, die sich hervorragend ins Album einfügt und die Tracklist angenehm bereichert. Überragend würde ich sie hingegen nicht nennen wollen. Die Strophe von „A Song For Where Im From“ könnte dann von Placebo stammen – sofern diese einmal extrem gut gelaunt wären. Bridge und Refrain treffen wieder mitten ins Schwarze und es müsste mit dem Teufel zu gehen, wenn dieser Song nicht ausgekoppelt werden würde. „Heart on Loan“ fällt nicht nennenswert ab und verbreitet gute Laune. „A little Reminder“ kommt recht poppig und eher durchwachsen daher, „You and Me“ schlägt in dieselbe (poppige) Kerbe, tut dies aber in solcher Perfektion, dass ich schon wieder den Hut ziehen muss. Da ist sie wieder: Diese Unwiderstehlichkeit, die ich den Lostprophets einfach zugestehen muss. „Cant Get Enough“ ist ein gelungener Midtempostampfer, „Another Shot“ beschließt in bester Stadionrockattitüde das Album.
WEAPONS ist definitiv ein starkes, eher sogar sehr starkes Album geworden. WEAPONS ist extrem eingängig – geht aber nicht nach dem dritten Durchlauf auf die Nerven sondern wächst sogar mit der Zeit. Sicher: es ist ein Album für die breite Masse, daraus macht die Band gar keinen Hehl. Dennoch klingt die Musik beseelt und überzeugt zu jedem Zeitpunkt des Albums, auf tolle Melodiebögen folgen unwiderstehliche Refrains. Selbst wenn man sich anstrengt, ist es wirklich schwierig diese Musik nicht zu mögen. Sicher, die Bravo Klientel wird das Album lieben. WEAPONS ist auch kein tiefgründiges Rockalbum. Es fordert den Hörer nicht, die Lostprophets ecken nirgendwo an. Fast jeder Song würde sich prima in einen Soundtrack für einen dieser typischen amerikanischen Teeniefilme ala American Pie eignen. Ein bestimmter Härtegrad wird nie überschritten, jegliche rebellische Attitüde der Musik ist letztlich eine leere Geste , höchstens dazu geeignet Heranwachsende, die sonst eher gern einmal Rhianna hören, von ihrer eigenen Aufsässigkeit zu überzeugen. WEAPONS bietet perfekt aufbereitetes Songmaterial für potentielle Heavy Rotation. Das kann man negativ sehen. Muss man aber nicht.
Denn WEAPONS macht definitiv gute Laune und hat kaum Schwächen. Das Album macht einfach Spaß und das muss auch mal sein. Ja – WEAPONS hat Hitpotential, aber im besten Sinne, denn man hat das Gefühl einer Band zu zuhören, die wirklich liebt was sie da macht. Konstruiert wirkt das nicht und so soll das sein. Auch wenn ich mir persönlich gewünscht hätte, dass das Album härter ausfallen würde – auf seine Weise ist WEAPONS nahezu perfekt. Viel besser kann man stadion- und massentaugliche Rockmusik kaum machen.
(Autor: Alexander Göhs)
- If You Bring A Gun
- Bring EM Down
- Better Off Dead
- Somedays
- A Song From Where Im From
- Heart On Loan
- A Little Reminder
- You And Me
- Cant Get Enough
- Another Shot
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