Mit ROAD SALT TWO kam in diesen Tagen der zweite Teil des eigentlich als Doppelalbum geplanten „ROAD SALT“ Opus der schwedischen Band Pain Of Salvation in den Handel. Zeitgleich komponiert und produziert, war kein Stilwechsel gegenüber ROAD SALT ONE zu erwarten und er findet tatsächlich auch nicht statt. Auch der zweite Teil des Road Salt Albums hat mit Progressive Metal , wenig überraschend, nur noch ansatzweise zu tun. Die einen mögen das bedauern, Freunde des ersten Teiles von Road Salt (die soll es geben) können aufatmen.
Pain of Salvation zelebrieren auf Road Salt Two weiterhin konsequent einen sehr eigenen Musikstil, der nicht ohne eine erhebliche Anziehungskraft den Hörer in den musikalischen Kosmos der 70iger Jahre entführt. Die erdige und trockene Produktion tut das ihre um Assoziationen an Stoner Rock wach werden zu lassen, das Album wimmelt von Songs die in Teilen mal an Uriah Heep, Led Zeppelin oder Jethro Tull gemahnen nur um im nächsten Moment Assoziationen an Monster Magnet oder Queens Of The Stone Age zu beschwören. Das Ganze hört sich an wie eine tongewordene Lavalampe und zieht den Hörer mal mehr („The Deepest Cut„,“The Physics of Gridlock“) mal weniger („Mortar Grind“) in seinen Bann, verarbeitet gekonnt Einflüsse aus dem Southern Rock und insbesondere dem Blues, es weiß in zerbrechlich melancholischen Momenten („Through The Distance“) zu verzaubern, beeindruckt mit gewohnt lyrischer Tiefe, wie sie den Alben der Band immer schon zu eigen war, und spielt zu guter Letzt mit kreativen Ideen jenseits aller Genregrenzen.
Subjektiv betrachtet noch einen Tick besser als der Vorgänger, konnten mich Pain of Salvation mit Road Salt Two auch 2011 wieder überzeugen, wenn auch wie schon 2010 nicht begeistern. Vielleicht weil ich die Düsternis, die dem Werk durchaus inne wohnt, in Verbund mit dem erdigen, fast schroffen Sound bei 16HORSEPOWER vor zehn Jahren auf deren Meisterwerk „SECRET SOUTH“ schon weit besser gehört habe. Vielleicht weil mich die Songteile des Albums, die an die siebziger Jahre erinnern, eher dazu veranlassen alte Klassiker von Uriah Heep (Demon’s & Wizards) wieder aus dem CD Regal zu nehmen als das Album selbst zu genießen. Vielleicht aber auch, weil ich ein ignoranter Fan der Progressive Metal Phase der Band bin, der einfach nicht ertragen kann, dass Pain of Salvation meine Erwartungshaltung nicht erfüllen. :-) Ausschließen will ich das nicht.
Klar ist, dieses Album ist gut, inspiriert und empfehlenswert. Ich persönlich empfinde es schon allein deshalb als Gewinn, weil es zusammen mit dem ersten Teil, erschienen 2010, ein künstlerisches Ganzes bildet und beide Alben von der Existenz des Anderen hörbar profitieren. Ob es nun Pain Of Salvation gelungen ist, den Sound der 70iger Jahre in das Jahr 2011 logisch zu übersetzen und weiterzuführen sollte jeder selbst entscheiden. Ich tendiere dazu, diese Frage zu bejahen. „Road Salt“ in seiner Gesamtheit klingt wie ein Album, wie es in den frühen Achtzigern vielleicht hätte erscheinen können, hätte die Punkbewegung altgedienten ProgRock Heroen kommerziell nicht den Garaus gemacht. Das alleine macht das Album schon hörenswert. Und im Gegensatz zum neuen Album von Opeth, HERITAGE, bleibt „ROAD SALT TWO“ kein leeres Versprechen, keine seltsam bemüht und aufgesetzt wirkende Metamorphose einer eigentlich brillanten Band auf der Suche nach sich selbst.
„ROAD SALT TWO“ ist ein schlüssiges und überaus interessantes Album einer Band, die ganz genau weiß was sie tut und wohin sie kreativ gehen will. Das verdient Respekt und Lob. Polarisieren dürfte es freilich weiterhin.
Anspieltipps: „The Physics of Gridlock“, „The Deeper Cut“,„Through the Distance“
- Road Salt Theme (0:44)
- Softly She Cries (4:15)
- Conditioned (4:15)
- Healing Now (4:29)
- To the Shoreline (3:03)
- Eleven (6:55)
- 1979 (2:52)
- The Deeper Cut (6:10)
- Mortar Grind (5:46)
- Through the Distance (2:56)
- The Physics of Gridlock (8:43)
- End Credits (3:25)
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