Wer hätte gedacht, dass wir aus unserem benachbarten Österreich mal solch einen musikalischen Totalschlag bekommen?! Die Rede ist von Kontrust. Aufmerksam darauf wurde ich durch Zufall. Sie waren eine von vielen Bands auf der Reviewliste. Nach den ersten Minuten war ich zunächst etwas irritiert, da ich sogleich mit vielen Einflüssen konfrontiert wurde, nicht wissend, dass das den maßgeblichen Stil von unseren Österreichern darstellt. Nach und nach wurde klar, dass dies nicht beliebig, sondern mit viel Bedacht geschieht und je länger man die Ohren in das Wunderland aus zweiter Hand hält, um so besser gefallen sie.
Bei Kontrust ist der Name Programm. Zumindestens wenn man Kontrust als Kontrast versteht, denn kontrastreich sind sie alle Mal. Hier haben wir Reggae-Einflüsse, eine Rockröhre, donnernde Gitarren, einen flinken Percussionisten und einen coolen Trommler. An dieser Stelle sei erwähnt, das ich alles andere als ein Reggae Fan bin, in diesem Kontext finde ich es, um es gelinde zu sagen „Schweine Geil“.
Die Band fand ihren Ursprung 2001 und ging aus der damaligen Band Sucide Mission hervor. Bedeutet also, die Jungs und das Mädel gibt es nicht erst seit gestern. 2006 erhielten sie den Austrian Newcomer Award und wurden 2010 sogar mit dem AMADEUS Austrian Music ausgezeichnet. Im August 2011 traten sie beim 17. Haltestelle Woodstock Festival (Przystanek Woodstock) vor mehr als 300.000 Besuchern auf. Mit ihrer Single „Bomba“ sind sie auf YouTube mittlerweile schon bei weit über 2.000.000 Views .
Das Septett setzt sich aus folgenden Herren plus Dame zusammen. Da haben wir einmal Stefan Lichtenberger. Er stellt den männlichen Gesangspart der Gruppe da und versteht es in vielseitiger Art und Weise seiner Stimme Ausdruck zu verleihen. Egal ob in die Richtung Bob Marley oder Till Lindemann (Rammstein), Stefan schafft den Spakat zwischen beiden Stilarten mühelos und ist dabei stehts authentisch. An dieser Stelle sei gesagt, dass ich diese Namen nicht nannte, um damit zu sagen, dass er versucht, diese Sänger zu imitieren. Es geht lediglich darum die Bandbreite besser veranschaulichen zu können.
Agata Jarosz ist für den weiblichen Gesangspart verantwortlich und also known as „Rockröhre“, die jedoch ebenso die leisen Töne beherrscht. In der Saitenfraktion haben wir zum Einen Robert Ehgartner sowie seit 2011 em>Michael „Mike“ Wolff mit an Bord. Der Tiefton wird durch Gregor Kutschera gelegt. Abgerundet wird all das durch die Rythmussektion mit Roman Gaisböck an den Drums sowie Manuel Haglmüller an den Percussions.
Nun aber mal zum aktuell vorliegenden Album SECOND HAND WONDERLAND. Man muß noch nicht einmal die CD eingelegt haben und wird schon alleine durch das Cover mit „Kontrusten“ konfrontiert. Der Nußknacker mit dem Seppelhut, der als Hose dann aber dennoch Punkte in Rot trägt. Neben Ihm die lachende „Zenzi“ mit Zöpfen und Knopfaugen. Auch wenn sie auf den ersten Blick lieblich erscheint, sieht man auf den zweiten Blick dann doch den Sheriffstern blitzen, der klar macht, wer hier die Hosen an hat und wer wessen Nüsse knackt. Schon im Cover wird der Crossover deutlich und uns wird klar gemacht, das nicht alles das ist, was es auf den ersten Blick scheint. Bedeutet die Bildsprache ist ebenso Crossover wie auch die Musik.
Mit dem Opener „Sock ´N Doll“ werden wir zunächst mit einem lieblichen Holadijo begrüßt. Alleine dieser kurze Part weckt wohl bei vielen Kindheitserinnerungen an Heidi. Jedoch lassen uns Konstrust nicht lange in dieser Erinnerung schwelgen, sondern starten sogleich mit einem hämmernden Offbeat Bass um kurz danach auch schon wieder im Metal zu landen. Ich habe selten einen Wechsel in solch kurzer Zeit durch verschiedenste Stilrichtungen gehört, der alles andere als gezwungen, sondern einfach nur gekonnt erscheint. Kurze Zeit später haben wir auch einen kleinen Part für Romantiker. Dieser wird von einem sanften Glockenspiel und einer lieblich hauchenden Agata getragen, um uns im Refrain wieder richtig auf Spur zu ziehen und zum regelrechten Mitspringen animieren. Im Song ist ein Jodler versteckt. Wo ist er?
Die Band enführt uns außerdem auch in den Dschungel. Das geschieht mit „Monkey Boy“. Es wird sicherlich nicht lange dauern, bis ihr euch dabei ertappt im Refrain das „U ha ha ha Uh ha ha ha“ mit zu singen. Also ich ertappe mich jedes Mal aufs Neue. Natürlich darf auch die obligatorische Affenakustik nicht fehlen.
„U Say What“ beschert uns gerade im Refrain einen richtigen Mitgröler, der mit donnernden Gitarren selbst eingefrorene Bewegungsverweigerer (Reviewer eingeschlossen) auftauen müßte. Im Strophenteil weiß der Song durch einen sehr geilen Groove zu begeistern, während es in der Bridge sogar etwas elektronischer wird.
Bei Butterfly Defect bekommen wir ein bisschen Rio und Samba-Feeling der in einen schönen Rock Refrain führt, der keine Wünsche offen lässt. Natürlich ist der Defect eine Anspielung auf den Butterfly Effect;)
Der Track „Police“ stellt den perfekten Closer da. Es leutet mit einer getretenen Hi-hat im Kontrast einer recht geilen rythmischen Phrase von Stefan, welche sich letzten Endes in einen recht rockigen Strophenteil schlägt um in einem unglaublich geilen, ja gerade hymnischen Refrain zu explodieren. Anders als erwartet, bekommen wir eine wundervoll gefühlvolle Bridge dargeboten die einmal mehr die Variabilität von Kontrast darstellt um aufs Neue in diesem absolut geilen Refrain zu explodieren.
Auch wenn ich nun nicht auf alle Songs eingegangen bin, so bedeutet das keinesfalls, dass die anderen Songs weniger gut sind.
Kontrust ist meiner Ansicht nach mit SECOND HAND WONDERLAND ein wirklich großer Wurf gelungen. Das Album macht von Anfang bis Ende einfach nur Spaß. Es ist wie eine große Party ohne jemals in die Belanglosigkeit abzudriften. Ich habe selten eine so gelungene Verschmelzung von Stilrichtungen verschiedener Art gehört, ohne dass man den Eindruck bekommt, dies geschieht nur, um möglichst viele Elemente unterzubringen. Alles wirkt in sich stimmig und zu keinem Zeitpunkt gezwungen. Was die Österreicher außerdem sehr symphatisch macht, dass sie sich selbst einfach nicht so ernst nehmen, sondern einfach nur geile Musik machen wollen. Das Album weist außerdem eine Killer Produktion auf. Vom filigranen Glockenspiel bis zur Gitarrenwand ist alles da und auf den Punkt. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwer es ist, ein Album mit so vielen Einflüssen derart gut klingen zu lassen.
Für mich ist das „Wunderland aus der zweiten Hand“ ganz klar unter den TopTen meiner Alben von 2012. Und irgendwie klemmt der Repeatbutton und so muß ich mir das Album immer wieder und wieder anhören.
Also, wenn ihr auf Crossover in höchster Kunst steht, dann führt kein Weg an SECOND HAND WONDERLAND vorbei. Es wird ab dem 27. April beim Dealer Eures Vertrauens zu bekommen sein und wartet dort auf Euch. Und erwerbt es aus First und nicht Second Hand.
Wer die Chance hat, Kontrust live zu erleben, der sollte sie auf alle Fälle nutzen. Ein gelungener Abend ist so nämlich garantiert!
Zur Abrundung wünsche ich euch nun noch viel Spaß mit dem offiziellen Video von „Sock ´N Doll“, oder wie ich sie nenne „die rockenden Socken“.
P.s. und nicht vergessen den Jodler zu suchen;)
(Autor: Christian Eichlinger)
- Sock ’n‘ Doll 4:09
- Falling 3:18
- Monkey Boy 3:32
- U Say What 3:21
- The Butterfly Defect 3:44
- Rasputin 3:37
- Bad Betrayer 3:16
- Hocus Pocus 3:44
- Raise Me Up 3:18
- Hey DJ! 3:50
- Police 4:39
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